KI, ChatGPT und Spatial Computing

Die digitale Zukunft klopft lautstark an unsere Türe!

Es mag wie ein Kalauer tönen, aber es ist so: Die Zukunft ist nicht mehr das, was sie einmal war! Zwar wird die Zukunft nie Realität, denn in diesem Moment wird sie ja Gegenwart, aber dass sie volatiler, unsicherer, komplexer und mehrdeutiger denn je ist, und dass sie sich schneller verändert als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit, darauf weisen uns Futuristen schon seit mehr als zwei Jahrzehnten hin. Und wir ahnen es, das Tempo des Wandels wird sich weiter beschleunigen und auch in fünf Jahren wird sich die Zukunft schneller verändern als je zuvor. Verantwortlich dafür sind die Millionen von Ingenieuren, die die Technologie immer mehr, schneller und besser vorantreiben.  

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Ich weiss nicht, ob es Ihnen gleich geht, aber ich habe das Gefühl, dass die digitale Zukunft gerade jetzt unüberhörbar laut an unsere Türe klopft. Die Konturen, wie sie aussehen könnte, sind jetzt schärfer als noch im alten Jahr. Die Lancierung von ChatGPT im Januar hat einen Hype um KI, die künstliche Intelligenz, ausgelöst, und am 5. Juni hat Apple in mit dem Vision Pro nach eigenen Worten das Zeitalter des Spatial Computing eröffnet und gibt damit dem Metaverse ein unmittelbares Gesicht, als wir das bisher gesehen haben. Ich versuche im Folgenden die Digitalisierung, die künstliche Intelligenz und ChatGPT sowie das Spatial Computing und das Metaverse einzuordnen und herauszukristallisieren, was dies für Unternehmen und Organisationen und deren Zukunftsfähigkeit bedeuten könnte.

Digitalisierung und Automatisierung

Das war das grosse Thema vor 5-6 Jahren, viel wurde darüber spekuliert, welche Tätigkeiten durch Maschinen ersetzt werden und was das für den Arbeitsmarkt bedeutet. Wo wir heute stehen, darüber gibt die neue Studie «The Future of Jobs» des World Economic Forum ein umfassendes Bild. Demnach

  • wächst der Anteil der maschinell erledigten Aufgaben weiter rasant an (die Studie geht von einem Wachstum von heute 34 % auf 43 % im Jahr 2027 aus),
  • verändert sich fast ein Viertel (23 %) der Arbeitsplätze komplett in den nächsten fünf Jahren (das ist die aggregierte Zahl von neuen und wegfallenden Arbeitsplätzen), und
  • ist die Technologie sowohl der grösste Motor für die Schaffung von Arbeitsplätzen als auch für die Verdrängung von Arbeitsplätzen, wobei der Effekt von beiden positiv ist.

Für Personalstrategien heisst das, dass sich Unternehmen unbedingt mit der Beschleunigung der Automatisierung, mit Investitionen in die Ausbildung am Arbeitsplatz und mit der Umstellung des vorhandenen Personals von rückläufigen auf wachsende Aufgaben beschäftigen sollten.

Künstliche Intelligenz (KI) und ChatGPT

«KI ist die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren», so die Definition des Europäischen Parlaments, wobei «imitieren» wohl das wichtigste Wort ist: Maschinen können immer nur etwas aufgrund von Daten simulieren. In diesem Sinne sind sie nicht intelligent, sondern einfach sehr effizient, und wie ChatGPT zeigt, führt das zu erstaunlichen Fähigkeiten, wenn eine entsprechend riesige Datenmenge vorhanden ist. Ich war letzthin an einem exzellenten Anlass zum Thema und habe Folgendes mitgenommen:

  • KI wird schon seit längerer Zeit sehr intensiv genutzt, was bisher allerdings ein Insider-Thema war.
  • ChatGPT zeigt dem breiten Publikum, was sie bei der Textgenerierung leisten kann und DALL-E in der Bildproduktion.
  • Die Frage ist nicht, ob, sondern wie ChatGPT, DALL-E und ähnliche Systeme genutzt werden.
  • Text- und bildverarbeitende Industrien werden sich verändern, neue Fähigkeiten sind gefragt, ob das Arbeitsplätze «nur» verändert oder auch vernichtet, darüber streiten sich die Geister.

Der jetzige Hype sollte dazu genutzt werden, die urheberrechtlichen und deklarationspflichtigen Fragen neu auszuhandeln und zu definieren. Denn bei von ChatGPT produzierten Texten kennen wir weder die Textquellen noch ist ein Faktencheck Teil des Produkts. Dieselben Fragen stellen sich auch für DALL-E produzierte Bilder. Die qualitativ hochstehenden «Fake-Bilder» sind praktisch nicht mehr als solche zu erkennen.  

Spatial Computing und das Metaverse

In einer Delphi-Studie von Copenhagen Institute for Futures Studies (CIFS) im März über die Entwicklung des Metaverse sind 66 Experten zu folgendem Schluss gekommen: «Bis zum Jahr 2030 könnten unsere virtuelle und unsere physische Welt so verschmolzen sein, dass wir frei zwischen ihnen navigieren. AR- und VR-Technologien werden zugänglicher und erschwinglicher, und die Nutzer werden sich immer wohler und sicherer fühlen, wenn sie in die digitale Welt eintauchen». Der Zusatz «Skeptiker glauben an diese Vision, meinen aber, dass es länger dauern wird». hat zudem Einigkeit in der Sache unterstrichen und einzig den Zeitpunkt in Frage gestellt.

Jetzt wo Apple das Vision Pro vorgestellt und das «Zeitalter des Spatial Computing» ausgerufen hat, kann ich mir das Metaverse erstmals sichtbar vorstellen und wie weit die Technik bereits vorangeschritten ist, hat mich fast aus den Socken gehauen:

  • Mit Vision Pro kann man sich frei bewegen, Kameras erfassen die Umgebung.
  • Es braucht keinerlei Zusatzimpuls, man steuert die Apps und Screens mit den Augen.
  • Als Privatperson kann Vision Pro als Heimkino genutzt werden, Filme und auch Fotos können in 3D auf grossen virtuellen Leinwänden angesehen werden.
  • Professionell ist es ein gutes Homeoffice-Tool, Vision Pro ersetzt nicht nur Bildschirme für Videomeetings und -konferenzen, man kann damit beispielsweise auch Dokumente bearbeiten.
  • Vielleicht wird langfristig die Videotelefonie die Killeranwendung? Statt dem kleinen Bildschirm sieht man jetzt auf Face Time sein Gegenüber in Lebensgrösse und top 3D-Qualität.
  • Die Technologie wird von den Leuten, die das Gerät testen konnten, als sehr positiv bis beeindruckt bewertet, auch wenn es noch Probleme gibt, wie dem Akku, der erst zwei Stunden hält oder Übelkeit und Kopfschmerzen, die nach zu langem Tragen auftreten können.
  • Der Preis (3500 $) deutet an, dass Vision Pro zunächst für Developer, Technologie-Nerds und die professionelle Anwendung gedacht ist. Weltweit gibt es bemerkenswerte 34 Millionen Developer, die heute an Programmen für Apples Produkte tüfteln. Wer weiss, welche Anwendungen da noch kommen? Diese Community hat schon massgeblich zum Erfolg des iPhones und der Apple Watch beigetragen.

Vision Pro verändert unsere Welt nicht von einem Tag auf den anderen, das Gerät ist zudem erst ab 2024 in den USA erhältlich. Aber es führt uns mit aller Deutlichkeit vor Augen, dass die Metaverse-Welt, in der die virtuelle und die physische Welt verschmelzen und wir frei zwischen ihnen navigieren können, wohl schon vor 2030 Realität wird.  

Drei entscheidende Fragen

  1. Digitalisierung und Automatisierung: Ist es vermessen oder übertreiben, vorauszusehen, dass diese angesichts des demografisch bedingten Fachkräftemangels aus der Sicht des Arbeitsmarkts bald eher als ein Segen, anstatt als ein Problem betrachtet wird?
     
  2. Künstliche Intelligenz und ChatGPT: In der Text- und Bildverarbeitung breitet sich gerade eine Revolution aus. Ist es nicht nur eine Frage der Zeit, bis diese nicht nur auf die betreffenden Industrien, sondern auf praktisch alle Unternehmen Auswirkungen hat?
     
  3. Spatial Computing und Metaverse: Bisher konnte man dieses Thema als Aussenstehender einigermassen unbelastet betrachten. Ist der 5. Juni 2023, der Tag, an dem Apple das Vision Pro vorgestellt hat, der Tag, an dem Unternehmen beginnen, nicht von heute auf morgen, aber nichtsdestotrotz seriös, strategisch, perspektivisch und systematisch sich mit der virtuellen Welt des Metaverse auseinanderzusetzen und sich des Themas anzunehmen?

Es ist sonnenklar: New Work ist ein viel grösseres Thema als die Frage «Büro oder Homeoffice», und es wird viele Jahre aktuell bleiben.

Strategic Foresight muss Mainstream werden!

Nach meinem ersten Projekt im Jahr 2005 fiel es mir jeweils nicht so leicht, zu überzeugen, warum Strategic Foresight kein «nice to have», sondern ein «must have» ist. Angesichts der gegenwärtigen Veränderungen kann ich mir eine zukunftsfähige Strategie ohne vorherige Strategische Vorausschau beim besten Willen nicht mehr vorstellen. Deshalb ist es heute, im Jahr 2023 eigentlich einfach: Jeder weiss, dass diese Veränderungen strukturell sind, viele haben eine Meinung darüber, was sie bedeuten können, aber keiner kann sie vorhersagen und keine Organisation kann sich ihnen entziehen.  

In dieser Situation gibt es nichts besseres, als verschiedene Szenarien zu erarbeiten, daraus für jedes Unternehmen die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen und vom Anpassungs- in den Gestaltungsmodus zu switchen. Strategic Foresight hat die Kraft dazu, und eine Strategie in unserer komplexen und disruptiven Welt zukunftsfähig zu machen, und darüber hinaus das Führungsteam zusammenzubringen, um gemeinsam die Zukunft zu gestalten, statt sich ständig und uneinig den Veränderungen anzupassen. Und die gute News ist: Es ist keine Raketenwissenschaft, Strategic Foresight folgt einem einfachen, systematischen und strukturierten Prozess. Das kann ich Ihnen versichern, weil ich es weiss, ich habe es schon viele Male erfolgreich gemacht. 

Mehr darüber finden sie hier. Sie können sich auch gerne mit mir auf LinkedIn vernetzen und austauschen oder direkt ein unverbindliches Kennenlerngespräch buchen.